Graumäntel
In jedem Land gibt es Armut, selbst in dem Land Freie Silbermark, wo man schnell zu Geld kommen kann. Niemand weiß so recht, ob es sich bei den sogenannten Graumänteln tatsächlich um einen Bund handelt oder bloß um eine zufällige Ansammlung von Glücklosen und Faulpelzen. Die Graumäntel schweigen sich hierüber aus – oder besser – niemand fragt danach, denn wer es zu etwas bringen will in Mammons Gnaden, hält sicher keinen Kontakt zu den Untersten der Unteren. Wer dennoch hinhört, kann sicher ein paar interessante Gerüchte aufschnappen. Es gibt Berichte über scheinbar zufällige Treffen dieser schäbig gekleideten Tagediebe und Landstreicher, bei denen beunruhigende Gemeinsamkeiten auftraten. Man sagt, die Graumäntel hätten ein geheimes System der Fingerzeichensprache, um sich unauffällig zu unterhalten. Keiner von ihnen hat jemals Geld in der Tasche, selbst wenn sie noch kurz zuvor Münzen – durch welchen Umstand auch immer – erhalten haben. Zudem wissen die Graugehüllten so manches geheime Detail aus vielen Bereichen, selbst aus der Wirtschaft oder Politik – mehr als ein einzelner Wanderer wissen kann, der hier und da ein paar Gerüchte aufschnappt. Und oft wurden Graumäntel gesichtet, wie sie still den Schauplatz eines nicht mammongefälligen Missgeschickes beobachteten. Ihren Namen haben sie ihrer Kleidung wegen. Die meisten von ihnen tragen den grauen Mantel des Bettlers – was nicht bedeutet, daß jeder schäbige Bettler gleichzeitig ein Graumantel sein muss, falls es sich hier tatsächlich um einen Bund handelt. Und scheinbar gehören nicht nur Menschen zu dieser vermeintlichen Gruppe, denn man soll schon Gnome, Zwerge und sogar Orks gesehen haben, die den grauen Mantel trugen. Wer arm ist, dem ist Mammon nicht hold, und so werden die Graumäntel von den Gesegneten des Güldenen bestenfalls ignoriert, wenn sie eine Stadt oder Siedlung betreten. Schlimmstenfalls werden sie wie Hunde verjagt, denn so mancher behauptet, sie würden den Fluch der Armut auch auf andere übertragen wie eine Krankheit. Aber so sehr man auch versucht, sie aus dem Stadtbild und aus den Gedanken zu verbannen, Graumäntel gibt es überall, wo es Ansammlungen von Angehörigen der freien Völker gibt. Sie umkreisen die Märkte wie Fliegen, bewandern die Handelsstraßen und besuchen die Großstädte. Ob sie dabei ein Ziel verfolgen ist fraglich. Offen in Erscheinung getreten sind sie jedenfalls noch nie. Aber die grauen Bettler gab es in der freien Silbermark schon immer.